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Schöne Aussichten, oder: Ich sehe was, was Du nicht siehst ...

Kunst am Bau für die Justizbehörden Kassel (2003)

1999 erhielt ich die Einladung zu einem Entwurfswettbewerb für Kunst am Bau für den Umbau und die Erweiterung der Justizbehörden in Kassel. Mein Entwurf für die Gestaltung zweier Bereiche der Glasfassade im Neubau wurde zur Ausführung ausgewählt und im Sommer 2003 fertiggestellt.

Der Ort

Begibt man sich als Fußgänger in Erwartung einer Promenade an die Schöne Aussicht, und damit auch an den Standort der Justizbehörden Kassel, ist die Enttäuschung gewiß, denn der Standort gewährt nur Teilweise eine „schöne Aussicht“.

Als Fußgänger teilt man sich die Promenade mit Autos, und zur Innenstadt hin versperrt die Bebauung die Sicht. Nur an den Stellen, an denen sich das Grün oberhalb der Aue teilt, zeigt sich die barocke Orangerie und die Weite des Fuldatals läßt sich erahnen.

Und welche Aussichten gewährt der Blick aus dem Justizgebäude?

Zu exponiert die Lage, zu mühsam der Weg über die Frankfurter Straße, die, einer Schneise gleich, die Karlsaue und die Schöne Aussicht von der Innenstadt trennt, um nicht gespannt zu sein.

Das Konzept

Ortskundige können beim Blick aus dem neuen Justizgebäude die Karlsaue mit ihren Wegen und Wasserläufen erahnen, jedoch nicht sehen ... . Die Stadtansichten von der Schönen Aussicht aus sind so verstellt, daß sie kaum noch erfahrbar sind.

Die Glasgestaltung lenkt den Blick des Betrachters durch Glasscheiben, die „Stadtansichten“ tragen. Planausschnitte, in die Senkrechte gekippt, erscheinen als abstrakte graphische Strukturen auf den Fensterscheiben. Projektionsfläche für geistige Bilder und Visionen, denn die Graphik verstellt den Blick auf das Sichtbare und gibt den Blick auf das Imaginäre frei. Glasflächen trennen und verbinden, gewähren gleichzeitig Einblicke und Ausblicke.

Die Standorte

Glas ermöglicht sowohl Ein- als Ausblicke. Diese gewähren die verschiedenen Gebäude der Justizbehörden in Kassel zahlreich. Durchblicke finden sich an den Brücken, die die verschiedenen Gebäude miteinander verbinden. Diese Durchblicke, mit ihrer in doppelter Hinsicht verbindenden Funktion, bilden die gestalteten Bereiche.

Auf den Fensterfronten der Standorte erscheinen jeweils alle, in Blickrichtung befindlichen Wasserflächen, Wasserwege und Fußwege als graphische Struktur.

Die Technik

Die sandgestrahlte Graphik befindet sich auf der Innenscheibe des Verbundsicherheitsglases. Das gewählte Verfahren gewährleistet die nötige Unempfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und Verschmutzung.

Sonnenschein projiziert die „Stadtansichten“ als Schattenriß auf den Boden, und läßt sie flüchtig auf den Körpern der Vorübergehenden erscheinen, die die Graphik als abstrakte graphische Strukturen wahrnehmen.


zweigeschossige Verbindung zwischen Gebäudeteil D und E.
(Glasfläche 9,5 m x 7 m)

oberes Geschoß, Innenansicht (Glasfläche 2,30 x 9,40 m)

unteres Geschoß, Innenansicht (Glasfläche 2,30 x 9,40 m)

Verbindungsbrücke zwischen Neubau und Bestand, Außenansicht
(Glasfläche 2,75 m x 11,20 m)

Verbindungsbrücke zwischen Neubau und Bestand, Innenansicht
(Glasfläche 2,75 m x 11,20 m)

Verbindungsbrücke zwischen Neubau und Bestand, Innenansicht
(Glasfläche 2,75 m x 11,20 m)

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