Lineamente II
Staphorst, Schwarzstrümpfler & Strenge Regeln
Für das Theaterfestival kunsten op straat 2011, und das dazugehörige Zeitungsprojekt Melk & Bloed mit der gleichnamigen Ausstellung wurden Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, England und den Niederlanden eingeladen, sich zeichnerisch mit den Staphorster Trachten des 18. und 19. Jahrhunderts zu beschäftigen.
400.000 orthodoxe Calvinisten leben im niederländischen Bibelgürtel, der sich von Zeeland im Südwesten bis zum Ijsselmeer im Norden erstreckt, und machen gut zwei Prozent der Bevölkerung aus. Die Mitglieder der „Zwarte Kousen-Kerk“ werden nach den dunklen Beinkleidern ihrer Frauen „Schwarzstrümpflerkirche“ genannt. Die orthodoxen Christen finden Radiohören und Fernsehen schädlich, und sonntags darf weder Rasen gemäht noch das Auto gewaschen werden. Parteiämter für Frauen sind tabu, Glücksspiel und Krematorien auch. Es wird gebeten, nicht zu fotografieren.
Extreme des Andersseins, Abgrenzung und vermeintliche Freiheit, ein Leben in einer Gesellschaft mit strengen Regeln und Normen. Werte und Normen bilden Riten und Verhaltensmuster. Sie regeln und formen das Leben in der Staphorster Gemeinschaft. Kleiderschichten in festgelegter Reihenfolge und Stoffe mit klarem Rapport, Muster und Struktur formen das Äußere des Einzelnen.
Wo beginnt Individualität, Gestaltungsfreiheit und Flexibilität? Wo sind die Brüche und Webfehler?
Mit dem Buntstift ziehe ich auf schwarzem Papier in strenger Ordnung Linien und Raster, und meine Zeichnungsserie lineamente II wächst stetig weiter.